was tun nach der Kastration
Inhaltsverzeichnis
Haltung
Wir persönlich sind Gegner von grundlosen Kastrationen, verurteile aber Niemanden, der sich dafür entschließt, solange er es auf eine vernünftige Weise tut.
Gründe für eine Kastration:
1. Gesundheitliche Notwendigkeit
Eine gesundheitliche Notwendigkeit besteht nur dann, wenn der Hund wirklich krank ist.
Zum Beispiel
- bei Rüden häufige Entzündungen der Prostata
- bei Hündinnen häufige Gebärmutterentzündungen
2. Gemischthaltung von Rüden und Hündinnen
Im Falle einer Gemischhaltung sollte immer ein Teil kastriert werden wenn man nicht gerade vorhat zu züchten. Normalerweise kastriert man die Rüden, da der Eingriff beim Rüden einfacher ist.
Niemand soll sich vormachen, dass er es immer schaffen wird Rüden und Hündinnen zu trennen (außer man gibt einen von Beiden außer Haus). Immer wieder liest man von so genannten UUUUUUUUUpps ist leider doch passiert Fällen und jedes Mal wird behauptet, dass man ja sooooo gut aufgepasst hat oder die Hündin läufig gewesen wäre ohne dass man es bemerkt hätte, da sie ja gar nicht geblutet hat usw.
Das letztere ist so ziemlich die dümmste Ausrede. Selbst wenn der Halter anhand fehlender Blutungen nichts merkt, so fällt einem doch das Verhalten des eigenen Rüden auf und der zeigt garantiert Interesse. Würde er nichts signalisieren, würde er ja auch nicht decken!!!
Gründe gegen eine Kastration:
gibt es natürlich auch. Sie alle hier aufzulisten wäre Blödsinn, da schon soviel darüber geschrieben wurde (siehe oben “Zusammenfassung eines Artikel aus DER HUND”).
Wir möchten nur eine Frage dazu stellen.
Warum überhaupt kastrieren, wenn nicht einer der oben genannten Gründe vorliegt?
Für uns persönlich ist es nur die Bequemlichkeit der Halter, dass so viele Hunde grundlos kastriert werden. Auch die Fehlinformationen, die manche Tierärzte geben, sind zum Teil Schuld daran. Wenn ich immer höre, dass man eine Hündin so früh als möglich kastrieren sollte, da sie dann nicht oder nur zu einem geringen Prozentsatz Gebärmutterkrebs bekommt, stellen sich mir in Bezug auf den Chihuahua und den anderen Kleinhunderassen die Haare auf. Wir verweisen auf entsprechende Uni-Studien, bei Kleinhunden gibt es so gut wie keinen Gebärmutterkrebs, also ist dieses Tierarztargument für Chihalter nicht relevant. Auch die Kastration von so genannten „Einhodern“ ist Blödsinn, denn auch Hodenkrebs kommt so gut wie nie vor.
Aber was wir wirklich schlimm finde und das hat jetzt ganz sicher nichts damit zu tun, dass wir gegen Kastration ohne Notwendigkeit sind, ist für uns eine Kastration bevor die Hündin überhaupt ausgewachsen ist. Bei jeder Läufigkeit bis zum 2.-3. Lebensjahr bekommt sie noch einen Entwicklungsschub, der z.B auch noch Knochen richtig wachsen lässt ***. So was finden wir einfach nur noch Tierquälerei und dient nur der eigenen Bequemlichkeit.
Aber es ist nicht nur die Veränderung des Körpers, sondern auch die Psyche die sich bei den Läufigkeiten verändert. Sie werden immer ein Stückchen „erwachsener“. Klar kann man jetzt sagen „ach ist doch süß, wenn sie immer babyhaft bleiben“, aber stellt euch mal einen Teeny vor, der das Gemüt eines Kleinkindes hätte, wäre wohl nicht so prickelnd – oder?
Also wir werden nie verstehen können, wie man seinem Hund so was antun kann.
Tja und dann hätten wir da noch die gesetzliche Variante. Laut § 6 Tierschutzgesetz ist es verboten ein Tier ohne medizinische Indikation zu verstümmeln (kastrieren). Klar stellen die meisten Tierärzte dann einfach irgendwas fest und das Gegenteil zu beweisen ist eigentlich unmöglich. Aber es sollte uns doch zu denken geben, wenn sogar unser langsamer Gesetzgeber schon erkannt hat, dass es für die Tiere nicht gut ist.
Unsere Bitte an alle wäre nur, nicht grundlos zu kastrieren
und an alle Gemischrudelhalter die Bitte zu kastrieren.
*** Ohne Kastration werden die Knochen besser durchmineraliesiert. Die Knochen werden kräftiger. Auch werden Frühkastraten meist hochbeiniger usw.
Die Zeitung DER HUND hat einen vierteiligen Artikel (Heft 5/6 und 8/9 2003) von Dr. Gabriele Niepel über das Kastrieren gebracht mit Leserumfrage, über 1000 Hunde wurden dabei ausgewertet.
Das Argument der ungewollten Trächtigkeit wird in dem Artikel als geradezu aberwitzig dargestellt. Denn unter normalen Haltungsbedingungen in Deutschland sei nicht nachvollziehbar, warum nur eine Kastration die Trächtigkeit verhindern könne (ausgenommen nicht-gleichgeschlechtliche Mehrhundehaltung), da man bei uns die Hunde nicht einfach so ohne Aufsicht Gassi gehen lässt und ein gewisses Maß an Aufsicht und Kontrolle dem verantwortunsgbewußten Hundehalter durchaus zumutbar erscheint.
Meine Ansicht hierzu: Mir drängt sich da fast schon die Frage auf, ob nicht Halter, die sich unter normalen Umständen außer Stande sehen, ihren Hund zu beaufsichtigen, nicht besser gar keinen Hund halten sollten. Ebenso, ob nicht gerade der von der Mehrheit der Hündinnenhalter angegebene Grund "Vermeidung ungewollter Trächtigkeiten", nicht vorgeschoben wird, um von dem weniger populären Argument "Unbequemlichkeit und Verschmutzung durch Läufigkeit" abzulenken. Denn erstaunen lässt einen dann doch das Ergebnis, dass selbst diejenigen Hündinnenhalter ihre Hündin jederzeit wieder kastrieren lassen würden, die eigentlich negative Folgen durch die Kastration hatten. Auch hab ich den Eindruck, dass von den angeblich "ungewollten" Deckungen am Ende doch die meisten gewollt waren (die Hündinn soll halt mal einen Wurf haben).
Weiter mit der Artikelzusammenfassung:
Die Kastration vor der ersten Läufigkeit ist abzulehnen, da sie die Hunde psychisch nie erwachsen werden lässt, das Selbstbewustsein ist bei solchen Hunden oftmals wenig ausgeprägt und außerdem sind gesundheitliche Spätfolgen zu erwarten (was genau wurde leider nicht genannt, werd bei Gelegenheit mal einen Leserbrief dazu schreiben).
Bei Rüden können Kastrationen zu Verhaltensänderungen führen, wenn diese auf Hypersexualtitä beruhen (Streunen, Aggression gegen Rüden, Markieren außerhalb des Reviers), die zu 70 % als positiv bewertet wurden. Markiert ein Rüde in seinem eigenen Revier innerhäuslich, so wird das als Dominanz gegen den Halter gewertet (keine klare Rangordung), indem Fall hilft Kastration kaum, sondern klare konsequente Erziehung. Ebensowenig hilft Kastration bei Rüden, wenn die Aggression gegen Artgenossen durch Angst/Unsicherheit entstanden ist, hier kann durch Kastration das Verhalten sogar noch aggressiver werden, da ja noch mehr Selbstvertrauen verloren geht.
Bei Hündinnen ist mit einem Einfluss auf das Verhalten eher weniger zu rechnen mit Ausnahme von klar erkennbarer Agression während der Läufigkeiten und Scheinträchtigkeiten, und zeigt sich in anderen Fällen eher kontraproduktiv (gesteigerte allgemeine Aggression).
Dann wurde noch auf das Tierschutzrecht hingewiesen, dass es nicht erlaubt, aus Bequemlichkeit zu kastrieren.
Summa sumarum wurde sehr kritisch mit dem Thema umgegangen und darauf hingewiesen, dass jede Kastration reiflich überlegt und im Einzelfall zum Wohl des Tieres entschieden werden müsse.
Meine Anmerkung dazu: Natürlich gibt es reichlich Fälle, wo eine Kastration ausgesprochen anzuraten ist und jeder Fall ist eben ganz individuell unterschiedlich. Wie schon in vorigen Berichten sehe ich da z.B. Rüden, die so unter Druck stehen, dass sie Krankheitszeichen entwickeln, wie Durchfall, Erbrechen, Abmagerung, wenn läufige Hündinnen unterwegs sind. Oder Hündinnen, die Probleme mit Scheinträchtigkeit haben. Natürlich auch Paarhaltung, oder wenn man z.B. auf dem Land wohnt mit Garten, wo es leider noch viele freilaufende Hunde gibt, die sich dann morgens im Garten einfinden und nicht abzuwimmeln sind.
Warum aber einen Rüden z.B. kastrieren, der keinerlei Verhaltensauffälligkeiten zeigt, die mit der Sexualität gekoppelt sind?
Dass z.B. ein junger Hund (bis zu 3 Jahren) temperamentvoll ist, sollte nicht der Anlass zur Kastration sein, sondern Ansporn zu Erziehung und artgerechter Haltung mit genügend Beschäftigung.