Osiris Tagebuch

Tagebuch einer (nicht alltäglichen) Rudeleingliederung.

Die Vorgeschichte
Geboren und aufgewachsen bei einer Züchterin in einem Rudel von ca. 20 Chis , im Juli 2001 von dort wegen Zuchtauflösung verkauft an eine Züchterin mit ca. 25 Chis, bereits zuchttauglich geschrieben und vorgesehen als spätere Zuchthündin.
Wir lernen sie dort bei einem Besuch Mitte Juli kennen – es ist Liebe auf den ersten Blick.
Nach reiflichen Überlegungen und Diskussionen fragten wir an, ob Osiris – wenn sie denn später einmal aus der Zucht genommen wird – zu uns kommen darf.
Die Antwort war ein eindeutiges JA.
Wir sehen Osiris bei Besuchen dort im August, September und Oktober, sie ist Fremden gegenüber scheu und zurückhaltend, macht aber auf uns einen völlig „normalen“ Eindruck, läuft die Treppen in den Garten herunter, bewegt sich sicher in Haus und Garten. Sie fasst immer mehr Vertrauen zur Züchterin, der es gelingt, ihr mit Geduld und Einfühlungsvermögen mehr Selbstvertrauen zu geben, allerdings kommt sie mit einigen dominanten Rudelmitgliedern nicht ganz klar.
Im September 2001 wird sie erfolgreich gedeckt und bekommt am 22.11. drei Welpen, um die sie sich liebevoll kümmert. Nach zwei Wochen stirbt einer der Welpen, Osiris kümmert sich kaum noch um die anderen beiden, diese haben verdickte Lymphknoten und sterben einige Tage später, trotz Zufütterung und Amme. Von nun an benimmt Osiris sich sehr ängstlich/verschüchtert, läuft nur noch mit eingekniffener Rute durch das Rudel, macht teilweise ihr Geschäft wo sie geht und steht.
Uns erreicht die Frage, ob wir sie trotz aller der Nachrichten nocht wollen und wenn ja, wann wir sie zu uns nehmen möchten.

Am 22.12. um 11.30 Uhr machen wir uns trotz katastrophaler Strassen- und Wetterverhältnisse auf die 450 km lange Reise.
Einzug am 23.12. um 03.30 Uhr bei uns.
Bestehendes Rudel und Position
Arabella, 8,5 Jahre, Rudelchefin
Dana, 4 Jahre, zweite der Rangfolge
Chunga 3 Jahre, dritte der Rangfolge
Kaya, 13 Monate, vierte der Rangfolge

22.12.2001 – 23.12.2001
Bei unserer Ankunft sehen wir Osiris mit eingeknickten Hinterläufen und verunsichert herumlaufen. Ich nehme unverzüglich Kontakt auf, setze sie bei einer Brotzeit zu mir auf die Bank und verwöhne sie mit kleinen Stücken Leberkäs, die sie nach mehreren Versuchen sehr unsicher aus meiner Hand nimmt.
Die 6-stündige Autofahrt verbringt sie teilweise an meinem Hals bzw. mit den anderen hinten im Auto auf der Liegefläche. Hört nach ca. ½ Stunde auf zu zittern, die anderen ignorieren sie völlig.
Bei der Ankunft pieselt sie draussen (fast im liegen) ich trage sie in die Wohnung und setzte sie erst einmal im Wohnzimmer auf den Teppich. Sie bleibt dort regelrecht kleben, bewegt sich nicht 1 cm.
Um ihr unverzüglich viel Körperkontakt zu ermöglichen, darf sie mit den anderen im Bett schlafen. Liegt am morgen am gleich Platz, wo wir sie hingelegt hatten.
Ich trage sie auf die Terrasse, damit sie ihr Geschäft erledigen kann. Nach ca. 10 Minuten (sie ist völlig verunsichert, Rute unter dem Bauch, pieselt sie im liegen. Alle Versuche, sie wieder reinzulocken scheitern. Trage sie rein, da es ca. 10 Grad Minus hat.
Sie hat offensichtlich Angst, in Gegenwart der anderen zu fressen, bekommt daher ihren Teller ins Bad gestellt, isst dort eine ganz winzige Portion, braucht ca. 15 Minuten dafür.
Am morgen erste vorsichtige Kontaktaufnahme der anderen vier, aber noch auf Abstand, kein direkter Körperkontakt.
Osiris geht mit Rute unter dem Bauch und eingeknickten Hinterbeinen im Zeitlupentempo (nach allen Seiten sichernd) durch das Wohnzimmer.
Mittags setzte ich sie wieder raus auf die Terrasse, sie will nach dem pieseln rein, hat aber Furcht vor der ca. 5 cm hohen Schwelle zwischen Terrasse und Wohnzimmer (das obwohl sie bei der Vorbesitzerin mehrere Stufen zwischen Garten und Haus überwinden musste), wird wieder reingetragen.
Sie bleibt den ganzen Tag mehr oder weniger ruhig liegen, traut sich nur die wenigen Schritte zum Wassernapf zu. Dies alles mit eingeklemmter Rute und eingeknickten Hinterbeinen.
Schläft wieder im Bett, bewegt sich dort gar nicht.

24.12.2001
Pieseln auf der Terrasse, traut sich nicht rein, ich habe das Gefühl, mein rufen stört sie, verlasse das Wohnzimmer und sie schafft es nach 10 Minuten die Schwelle zu übersteigen und kommt alleine in Wohnzimmer. Frisst in Gegenwart der anderen sehr zögernd.
Sie zittert sehr und wirkt verängstigt, verstört, sobald ich sie anfasse oder hochnehmen will.
Wird im Rucksack verstaut, wir fahren an einen See, sie zittert unaufhörlich. Nach ca. 10 Min. wird sie etwas ruhiger, ich nehme sie heraus. Sie sichert nach allen Seiten, geht zögerlich die ersten Schritte, wirkt völlig orientierungslos. Hört nicht auf Zuruf, geht einige Schritte im Zeitlupentempo, bleibt zwischendurch aber immer wieder stehen, schüttelt und kratzt sich, nach ca. 10 Minuten wirkt sie erschöpft, wird wieder im Rucksack getragen.
Sie schläft nach der Heimkehr erschöpft auf der Couch ein, legt ihren Kopf vorsichtig auf Arabellas Rücken, die dies zulässt.
Sie stupst erstmals in der Diele sehr sanft Chunga an, freundlicher Blick von Chunga.

25.12.2001
Wir lassen sie alleine im Wohnzimmer während wir frühstücken, sie kann uns aber sehen.
Wir gehen zu ihr, sie wedelt uns erstmals sehr zaghaft an und geht zwei Schritte auf uns zu.
Sie erkundet langsam (Rute nun auf Halbmast) die weiteren Räume der Wohnung. Hinterbeine sind nicht mehr so eingeknickt.
Komischerweise wird sie von Kaya – die sonst alle gnadenlos niederknutscht – ignoriert.
Wir sind nicht sicher, ob es am Verhalten von Osiris liegt oder an ihrem Geruch (sie hat zwei kahle Stellen am Hals, die mit Salbe behandelt werden).
Wir versuchen einen ca. 15 Minuten Spaziergang vor der Haustür, sie ist total verunsichert, sichert nach allen Seiten, geht mal vor, mal zurück, erscheint sehr verwirrt, kommt keine drei Meter vorwärts.

26.12.2001
Osiris beginnt wieder zaghafte Annäherungsversuche (anstupsen und riechen) bei Chunga und Arabella. Dies wird von beiden akzeptiert.
Spaziergang von 10 Minuten –wieder völlig verunsichert. Ich lasse sie daher meist auf die Terrasse zum pieseln.
Wir üben täglich anfassen, vorsichtiges streicheln des ganzen Körpers, sie wirkt weiterhin verunsichert dabei, zittert bei jeder Berührung, an ihren Kopf darf ich überhaupt nicht.
Endlich bemerke ich, sie erschrickt, wenn ich sie hochnehme bzw. runtersetze.
Neue Strategie: immer erst anreden bevor ich sie anfasse, vor dem hochheben das Kommando: Osiris Arm, beim Absetzen, Osiris runter. Erste Erfolge stelle sich nach 2 Tagen ein, sie begreift langsam die Kommandos, reagiert etwas ruhiger als vorher, wenn ich sie hochnehme und absetze.

27.12.2001
Einzelunterricht – ich gehe erstmals 15 Minuten mit ihr alleine nach draussen
Setzte sie ca. 20 m von der Haustür entfernt in der Sonne ab und gehe langsam rückwärts Richtung Haustür. Sie folgt mir langsam, aber Schritt für Schritt, bleibt zwischendurch immer wieder stehen, schaffen ca. 10 Meter
Wird in der Wohnung von allen vieren berochen, Chunga reitet kurz auf Osiris auf.

28.12.2001 - 31.12.2001
sie geht täglich sicherer durch die Wohnung, täglich ca. 10-15 Minuten (minus 10 Grad) vor die Tür zum üben. Draussen weiterhin total unsicher, schnüffelt, läuft geradeaus, bleibt stehen, geht wieder zurück. Sie erscheint draussen orientierungslos.
Sucht inzwischen von sich aus das Kontaktliegen mit den anderen vieren. Dies wird akzeptiert. Ich lege sie also regelmässig auf die Couch (wenn die anderen sich dort aufhalten).
Alle Versuche, ihr ein Leckerli zu geben, scheitern, der Kopf geht von rechts nach links, sie schafft es nicht, das Leckerli aus meiner Hand zu nehmen.
Sie fühlt sich von den anderen offenbar doch zu sehr gestört beim Essen in der Diele, trotz ca. 1 m Abstand, ich richte ihr daher einen festen Platz in der Küche ein.

1.01.2002 - 3.01.2002
Endlich: Kaya stupst sie immer wieder an, will Kontakt mir ihr. Spielaufforderung, die aber von Osiris ignoriert werden.
In der Wohnung wird ihr Verhalten ruhiger, draussen keinerlei positive Veränderung. Liegt sie im Bett oder auf der Couch (wir legen sie dort hin) ist sie nicht in der Lage, runterzuspringen. Sobald sie nach unten schaut, wirkt sie sehr verunsichert. Auch „auf“ dem Schoß mag sie nicht liegen, nur daneben.

4.01.2002
Besuch bei einem befreundeten Züchter (7 Chis)
Habe zur Sicherheit Osiris im Bauchsack, da ich absolut nicht sicher bin wie sie reagiert – die anderen kennen das Rudel, das wir besuchen und marschieren einfach quer durch.
Osiris zittert und strampelt wie irre im Bauchsack. Ich halte sie fest, streichele sie , verhalte mich ansonsten wie immer (keine großartigen Berühgungsworte).
Nach 5 Minuten wird sie ruhiger, ich setzte sie im Wintergarten inmitten des Rudels ab und schaue zu. Sie wird von den „einheimischen Chis“ kurz beschnüffelt (bleibt dabei sitzen, macht sich klein). Nach weiteren 5 Minuten unternimmt sie einen Erkundungsrundgang durch den Wintergarten, Rute unten, aber nicht unter dem Bauch eingeklemmt.
Die nächsten 4 Std. verbringt sie abwechselnd auf meinem Schoß bzw. unten, wo sie wieder das Zimmer erkundet.
Zwei Versuche, sie im Garten pieseln zu lassen, scheitern. Sie schnüffelt unsicher, macht aber nix. (15 Grad minus, daher Versuch abgebrochen).
Als wir gehen, nehme ich sie auf den Arm, sie zittert wieder wie irre. Setzte sie draussen ab, sie macht nach 2 Min. endlich eine Riesenpfütze im Schnee.
Daheim trage ich sie in Haus, setzte sie im Hausflur ab, sperre die Tür auf, drehe mich um Osiris steht an der Treppe und schaut runter: ich rufe sie, gehe auf sie zu: zu spät, sie fällt die 5 Stufen hinab, tut sich aber glücklicherweise nichts.

6.01.2002
In der Wohnung bewegt sie sich mittlerweile sehr gut, für ihr bisheriges Verhalten sogar forsch Schaut sie aber z.B. von der Bettkante oder der Couch runter, zittert sie, wirkt total verunsichert. Draussen ist sie ebenfalls weiterhin verunsichert. Komisch kommt uns dabei oft vor, sie geht forsch einige Schritte, bleibt plötzlich wie angewurzelt stehen, geht planlos weiter, teils links oder rechts oder in die entgegengesetzte Richtung bzw. rückwärts. Reagiert mal auf rufen, mal nicht.
Wir fragen uns nach all diesen Eindrücken folgendes:
Sieht sie evtl. schlecht ?
Kann sie mehrere Eindrücke nicht auf einmal verarbeiten?
Also sind wir heute bei strahlendem Sonnenschein wieder zum See und haben folgenden Test gemacht:
Ich habe sie aus dem Bauchsack genommen und sie abgesetzt. Wie üblich, setzt sie sich hin, geht unsicher die ersten Schritte, Richtung vollkommen planlos.
Ich rufe sie, sie wendet sich langsam in meine Richtung, geht einige Schritte (ich war dabei ca. 5 m von ihr entfernt), bleibt wieder stehen.
Ich bin zu ihr hingegangen, habe sie angesprochen, sie reagiert und kommt in meine Richtung. Dann bin ich "rückwärts" gegangen und habe laut vor mich hingesprochen. Osiris ist Schritt für Schritt ohne stehenbleiben!!!! in meine Richtung gelaufen. Ich bin weitergegangen, immer noch rückwärts, aber stumm.
Sofort bleib Osiris stehen, alles zeigte an ihr wieder Unsicherheit. Ich gehe weiter rückwärts, rede irgendeinen Schmarrn vor mich hin, Osiris kommt - sicherer Schritt - ich gehe etwas schneller, kümmere mich nicht um die blöden Blicke mancher Leute, rede weiter und weiter.Und Osiris läuft und läuft, sie nimmt die Rute hoch, wedelt und läuft.
Ich habe dann die Abstände zwischen reden und still sein, etwas vergrößert, sie folgt mit weiterhin brav und sicher.
Was mir noch aufgefallen ist: Sie wird unsicher sobald auf dem Weg Licht und Schatten wechseln,
bzw. mal verschneit ist, mal dunkel, weil weggetaut.Folgt mir aber auch bei diesen Stellen solange sie deutlich meine Stimme hört.
Sie ist heute erstmals!!!! Ca. 100 m am Stück gelaufen draussen, zeigte dabei keinerlei Angst vor anderen Hunden.
Entschluß:
Nach dem Urlaub suchen wir einen Augenarzt auf.
Es gibt einen Spezialisten in München.

7.01.2002
Sie geht nun mit hocherhobener Rute durch die Wohnung, reagiert auf meine Stimme, hat sich einen Kaustreifen geholt, ganz sachte mit einem Büffelhautball gespielt,
Kaya hat sie zum spielen aufgefordert, sie zeigt null Angst, reagiert aber nicht auf die Aufforderung. Oskar hat was in den Weg gestellt, sie hat es nicht umgerannt.

8.01.2002 – 11.01.2002
Ich übe täglich kleine Spaziergänge mit ihr, rede fortwährend vor mich hin, sie folgt, langsam und zögernd. Mehr als 50m schaffen wir aber nie.
Innerhalb des Rudels wird ihr Verhalten ruhiger, sie lernt mit den anderen umzugehen. Erschrickt nicht mehr, sobald eine der anderen sie berührt, beschnüffelt usw.
Da Osiris oft einige Schritte rückwärts geht und irgendwo anstösst, wenn man sie plötzlich anspricht, folgende Strategie:
Steht sie im Weg, sage ich nichts, sondern mache einen grossen Schritt über bzw. an ihr vorbei. Das klappt wunderbar.

12.01.2002
Die nächste grosse Bewährung für Osiris.
Unser geplanter Winterurlaub steht an. Beim packen des Autos bemerkt sie die Nervosität der anderen, zittert, kann das nicht einordnen. Einmal im Auto wird sie nach 15 Minuten ruhiger, die anderen kennen all das, schlafen, sobald sie im Auto sind. Nach ca. 2,5 Std. Kaffepause, Osiris ist auf dem Arm, aber sehr nervös. Keine Pieselmöglichkeit, da direkt an der Strasse. Eine halbe Stunde später steuern wir einen Parkplatz mit dahinter liegender Weide an. Wir gehen ½ Std. spazieren, Osiris folgt auf meine Rufe, langsam, etwas nervös, macht ihr Geschäft.
In der Ferienwohnung angekommen (Arabella und Dana kennen die Wohnung schon) lasse ich sie in Ruhe, damit sie mit den anderen alles erkunden kann.

13.1. 2002
Auf einen Tipp hin kaufe ich eine Glocke. Ich hoffe, sie auf das Geräusch der Glocke trainieren zu können. Da die Temperaturen morgens und abends bei ca. 10-15 Grad minus liegen, plane ich folgendes. Morgenrunde- und Abendrunde erst mit vieren, dann mit Osiris alleine. Den langen Spaziergang in der Mittagssonne machen wir gemeinsam.

14.1.2002
Die Glocke kommt erstmals zum Einsatz. Wir begeben uns auf den Wanderweg hinter dem Haus, wo es ruhig ist und kein Autoverkehr ist. Ich rede wie üblich – Osiris folgt mir – ich bimmele und rede! Dann bimmele ich nur und rede erst, wenn ich merke, sie bleibt stehen.

15.1.2002
Oskar schlägt folgendes vor: Osiris muss lernen, an der Leine zu gehen. Ich habe ihr schon öfter das Geschirr angelegt (es stört sie nicht) und auch die Leine befestigt. Habe den Eindruck, sie läuft damit weder besser noch schlechter. Da ich momentan eh nur dort mit ihr gehe, wo keinerlei Auto hinkommt (also Wege wo rechts und links Feld, Wiese usw. ist), erscheint mir das „an der Leine“ gehen, momentan nicht als das wichtigste. Vor allem, weil ich merke, alle Geräusche ringsum verunsichern sie. Daher lege ich die Spaziergänge in ruhige Lagen (sie soll erst einmal dort sicher laufen lernen).
Oskar meint: Leine gibt Sicherheit, er nimmt sie an die Leine, ich rufe, sie bleibt sitzen, er zieht an der Leine, sie bockt, bleibt sitzen, lässt sich kurz zerren (Po auf dem Boden).
In einem Gespräch klären wir folgendes: ein Hund – der evtl. schlecht sieht, der Beweis steht noch aus – fühlt sich noch unsicherer, wenn er an der Leine irgendwo gezogent wird.

16.1.2002
Bei unserer Ankunft lag kein Schnee im Tal (1200m), über Nacht hat es geschneit, ca. 10 cm.Anfangs scheint der andere Untergrund Osiris zu verwirren, sie folgt aber auf mein Zureden und bimmeln, macht auch ihr Geschäft.

17.1.2002 – 19.1.2002
sie zeigt winzige Anzeichen von Spielgesten, knabbert eine Kaustange, ist nach vielen täglichen Übungen nun fähig, ein Leckerli direkt aus meiner Hand zu nehmen, bzw. Leberwurst vom Finger zu lecken. Ich muß aufpassen, dass sie dabei nicht in meinen Finger beisst.
Wir üben täglich kleine Spaziergänge (reden u. bimmeln) Sie folgt, allerdings weiterhin sehr langsam, jedes weitere Geräusch, andere Fußgänger verunsichern sie.

20.1.2002 – 24.1.2002
Mein Eindruck, dass viele Geräusche sie verunsichern, verstärkt sich, sie reagiert am ehesten nur auf meine ruhige Stimme. Unterlasse daher wieder das bimmeln, stelle fest, es geht so besser.Ich ermögliche ihr täglich viel Körperkontakt, streichele sie immer wieder. Sie fasst täglich mehr Vertrauen, geniesst endlich die Streicheleinheiten, schliesst die Augen, fühlt sich sicherer dabei.Im Garten vor dem Haus kommt sie nun gut zurecht, findet auf Zuruf den Weg zur Haustür.

25.1.2002
Heute grosser Erfolg beim Spaziergang. Sie reagiert super auf meine Stimme, folgt mir mit einem für sie rasanten Tempo. Sie findet heute wieder den Weg vom Garten zur Haustür alleine, ohne dass ich sie rufe.

26.01.2002
Wieder grosser Erfolg beim Spaziergang. Während der ca. 2 Stunden läuft sie 2 x ca. 10 Minuten recht forsch, reagiert super auf meine Stimme. Lässt sich allerdings wie üblich leicht von anderen Fußgängern/Stimmen ablenken, wird dann unsicher.

27.01.2002
Die Wanderung zu einer Alm verbringt sie im Rucksack, an der Alm lasse ich sie heraus, sie geht einige Meter, schnüffelt interessiert, macht ihre Geschäfte. Geht dann einen kleinen Hügel ca. 10 m hoch, traut sich trotz gutem Zureden aber nicht, die Strecke auch nach unten zu bewältigen, muss getragen werden. Pieselt weiterhin mehr liegend als sitzend.

28.01-01.2002.
Was noch besondern auffällt: sobald sie unsicher/nervös wird, muss sie sich schütteln und dann kratzen. Die Haltung beim pieseln wird etwas aufrechter

1.02.2002
Wir sind wieder daheim – sie findet sich zurecht, fühlt sich gleich wieder heimisch

3.02.2002
Morgens gut drauf, ab Mittag ist sie total nervös, mag nicht essen, quiekt ab und an, kalte Nase, weicher Bauch. Am späten Nachmittag wieder o.k, um 21.00 bekommt sie Hunger.

6.02.2002
Sie kommt auf rufen aus dem Körbchen, Zufall ??? leckt Oskar erstmals langsam die Hand, während er sie krault.
Ich vereinbare einen Termin in der Augenarztklinik Dr. Fritsche in München

7.2 -10.2.2002
Wohl kein Zufall, sie leckt Oskar und mir nun öfter ganz vorsichtig die Hand, den Arm, während wir sie kraulen

Die Arztbesuche am 15.02.2002
08.30 Uhr
Ich mache mich per U-Bahn auf den Weg quer durch München, damit wir pünktlich um 10.00 Uhr beim Augenarzt sind.
Da ich nicht auf Überweisung eines Tierarztes komme, werde ich gebeten, ausführlich ihr Verhalten und meinen Verdacht, dass sie schlecht sieht, zu beschreiben. Danach soll sie einige Schritte laufen, die Untersuchung beginnt. Nach ca. 45 Min. die Diagnose:
Ihre Pupillen reagieren auf hell/dunkel, ihre Sehfähigkeit dürfte bei ca. 10 % liegen, vermutlich sieht sie alles nur verschwommen.
Die Augen und Sehnerven sind jedoch organisch gesund!
Der Augenarzt empfiehlt daher ein CT (Computertomographie) des Gehirns, da unter Umständen ein Tumor dafür verantwortlich sein kann.
Ich denke nur: ruhig bleiben, Nerven behalten, da müssen wir durch.
Er ruft einen ihm gut bekannten TA mit CT-Gerät an, die Praxis ist eigentlich über Mittag geschlossen, aber für ein CT kann ich dank Vermittlung sofort kommen. Ich bestelle mir ein Taxi, gebe Oskar per Handy die neusten Infos durch und bin 15 Minuten später mit Osiris beim nächsten Tierarzt.
12.00 Uhr
Auch hier werde ich kurz nach ihrer Vorgeschichte gefragt, wieder soll sie einige Schritte laufen, der TA vermutet sofort, sie riecht miserabel. Ein Hund, der „nur“ schlecht sieht, bewege sich anders. Sie wird gründlich untersucht, ein Venenkatheder gelegt, die Narkose eingeleitet. Ich bin bei ihr, bis sie völlig narkotisiert ist und in den CT-Raum gebracht wird.
Lt. Auskunft des Arztes ist bei einem Tumor keinerlei O.P. möglich.
Das CT dauert ca. 40 Minuten, dann kann ich sofort zu Osiris, die noch tief und fest schläft.
Bei der Gelegenheit wird noch der Zahnstein entfernt, ich halte ihren Kopf und lege die Zunge immer passend zur Seite.
Der Arzt kommt, lächelt beruhigend und sagt:
Sie hat keinen Tumor !
Sofort telefonische Nachricht an Oskar. Sie soll ganz langsam aufwachen, wird regelmässig abgehört, ich kann mir derweil das CT-Gerät (es ist für Menschen) ansehen. Der Arzt fragt mich, ob ich einige Aufnahmen von ihrem Gehirn sehen möchte. Ich bitte die Assistentin, mich sofort zu rufen, falls Osiris ein wenig die Augen öffnet, ich will bei ihr sein, wenn sie wach wird.
Der Arzt erklärt mir anhand der CT-Aufnahmen die Details des Gehirns, es ist schon beeindruckend. Er ist sicher, ein Tumor ist nicht vorhanden, möglicherweise aber etwas zuviel Hirnwasser, dies ergibt aber erst eine genaue Auswertung, die er noch vornehmen wird.
Ich eile wieder zu Osiris, 5 Minuten später zucken die Beine leicht, die Augen öffnen sich, sie kommt langsam zu sich. Ich streichele sie nun, rede mit ihr, ich kann sie hochnehmen und im Bauchsack warmhalten. Wir bleiben noch zur Kontrolle in der Praxis bis sie richtig wach ist.
14.15 Uhr
Sie ist richtig da, zittert bedingt durch die Narkosefolgen. Wir können uns auf den Heimweg machen.
15.20 Uhr
Während der Fahrt schläft Osiris im Bauchsack, nun wird sie wach, streckt sich. 5 Minuten später steige ich aus, Osiris wird unruhig, ich steuere die nächste Wiese an, sie wird pieseln müssen. Zu spät, Bauchsack und Jeans wurden gerade nass.
15.30 Uhr
Erschöpft wieder daheim, Osiris will im Wohnzimmer einige Schritte gehen, fällt noch um, ich lege sie ins Körbchen, wo sie bald einschläft.

16.02.2002
Sie hat alles gut überstanden, keine Nachwirkungen der Narkose mehr, sie hat Hunger, Verhalten wie immer.

20.02.2002
Der Arzt ruft mich an, er hat das CT genau ausgewertet.
Diagnose:
Osiris hat ein wenig zu viel Hirnwasser, dieses drückt auf die entsprechenden Nervenbahnen für Augen und Riechnerv. Er sieht keinerlei Behandlungsmöglichkeit.
Wir sehen Osiris nun mit ganz anderen Augen, unsere Vermutung bzgl. schlecht sehen, war folgerichtig. Dank der Diagnosen sind wir nun sicher, können viel besser auf sie eingehen, wissen, das sie einiges nie können wird
Entschluss:
ihr das Leben so schön wie möglich machen und auf ihre „Behinderung“ eingehen.
In den nun folgenden Gesprächen mit Züchtern und unserer TA kristallisiert sich folgendes heraus:
Die Wasseransammlung im Gehirn war sicherlich nicht von Geburt an vorhanden. Verursacht wurde sie vermutlich entweder durch Preßwehen bei der Geburt ihrer Welpen, oder durch eine Infektion (was auch den plötzlichen Tod der Welpen erklären würde).
Nach Studium des Diagnoseberichtes will unsere TA eine ihr vom Studium bekannte TA fragen. Diese hat sich nach dem Studium der Tiermedizin sofort auf Neurologie spezialisiert und ist mittlerweile Professorin an der Vet-Uni München

Februar 2002
Bei schönem Wetter nehme ich sie täglich im Bauchsack mit auf Spaziergänge. Stelle fest, dass sie sich auf ruhigen Wiesen wohl fühlt, sie geht langsam herum und schnüffelt interessiert.
Daheim bekommt sie regelmässig Körperkontakt, sie findet nun alle Kuschelkörbchen alleine. Ich nehme sie regelmässig zu den anderen auf die Couch, sie liegt viel mit Kaya bzw. Chunga zusammen und geniesst den Kontakt. Bekommt regelmässig Bussi von Kaya.
Anfang März 2002
Besuch bei Monika, wo Osiris vorher ½ Jahr gelebt hat
Bei der Ankunft ist sie total nervös, bekommt daher Rescue-Tropfen, beruhigt sich aber nach ca. 15 Min. im Bauchsack. Ich setze sie in der Küche ab und sie legt sich nach einiger Zeit auch zu den ihr bekannten Hunden und kuschelt.
Auf der Heimfahrt ist sie ruhig. Daheim erkennt sie sofort die gewohnte Umgebung, läuft sicher in der Wohnung umher, ist nicht nervös.

Mitte März 2002
Ein weiterer Durchbruch. Sie leckt mir im Bett nun regelmässig das Gesicht ab.
Ich bin gespannt. Wir erwarten heute den Besuch einer Freundin mit 2 Chi-Madels, die bis Sonntag Mittag bleiben und auch bei uns übernachten wird.
Osiris reagiert auf zwei weitere Chis neutral, zeigt keine Angst. Die für sie ungewohnte (wenn auch ruhige Stimme) verunsichert sie ein wenig, die Freundin macht keinen Versuch, sie anzufassen.
Die Nacht verläuft ruhig, Osiris zeigt keinerlei Veränderung, bekommt wie üblich ihr Frühstück in der Küche, während die anderen 6 in der Diele essen. Da Chunga und Kaya öfters versuchen, Osiris etwas Futter zu mopsen, ist die Küche nun immer mit einem Absperrgitter gesichert, bis Osiris ihren Teller leer hat. So hat sie vollkommene Ruhe.
Wir fahren zum englischen Garten und treffen uns dort mit L. und ihren drei Chi-Madels. Osiris ist wie üblich im Bauchsack. Reagiert auf die vielen Geräusche um sich herum ist aber nicht übernervös.
Nach ca. ½ Std. wird sie zappelig, ich setze sie in der Wiese ab, sie pieselt und bewegt sich ca. 15 Min. schnüffelnd in der Wiese. Die anderen Chis nehmen Kontakt zu ihr auf, sie reagiert ruhig darauf.
Wir verbringen ca. 5 Stunden dort, Osiris kommt in dieser Zeit 3 x aus dem Bauchsack auf die Wiese, ausserdem setzte ich sie in dem nicht so arg vollen Biergarten runter, sie bleibt erst in der Nähe, geht dann aber einige Schritte von uns weg, wirkt nervös, kommt wieder in den Bauchsack. Da sie bei Oskar nicht so ruhig wie bei mir reagiert, nehme ich sie im Bauchsack mit auf die Toilette.
Beim Abendessen im Restaurant schläft sie friedlich in ihrer Tasche auf der Bank neben mir.
Am Sonntag machen wir einen Spaziergang am See. Osiris kommt während einer Pause aus dem Bauchsack, schnüffelt freudig durch die Gegend.
Bei einer Sonnenpause auf der Bank läuft sie auch ein wenig herum, ein ruhiger Boxer kommt vorbei, beschnüffelt sie. Sie setzt sich zwar hin, wirkt leicht verunsichert aber nicht verängstigt. Ich bin der Ansicht, auch damit muss sie fertig werden.
Als jedoch ein sehr ungestümer, junger Irish Setter des Weges gerannt kommt, nehme ich sie auf den Arm, da ja ihre Reaktionsfähigkeit nicht ausreicht, solchen „jungen wilden“ aus dem Weg zu springen.
Wir sind happy, sie hat den Besuch super gemeistert, zeigt keinerlei negative Reaktionen darauf.

Ende März 2002
Auf Anraten einer Neurologin von der Vet-Uni München beginnen wir eine Cortison-Behandlung mit Osiris, nachdem wir uns über Vor- und Nachteile dieses Medikamentes ausführlich informiert haben.
Dosierung wie folgt:
  2 Tage 4 mg
  3 Tage 2 mg
  2 Tage 1 mg
lt. Rücksprache mit der TA bleiben wir nun bei 1 mg am Tag, das ich ihr täglich in Leberwurst verabreiche. Hier ist Vorsicht geboten, da sie keinen Unterschied zwischen Finger und Leberwurst macht.
Ausser etwas vermehrtem Durst keine Nebenwirkungen feststellbar, wir beachten eine ganz
minimale Verbesserung des Riechvermögens.
Bei schönem Wetter nehme ich sie weiterhin 1 x täglich mit raus, bei schlechtem Wetter geht sie auf die Terrasse
Von Stubenreinheit weiterhin keine Spur, ich muss sie rechtzeitig erwischen, wenn sie unruhig wird und auf die Terrasse raussetzen.
Folgende Fortschritte im Verhalten sind nun langsam bemerkbar:
  - Reagiert minimal auf rufen
  - kennt mittlerweile die Geräusche, wenn es Essen gibt und kommt in die Küche 
  - fühlt sich im Auto sicher

April 2002
Ich werde eines abends um 03.00 wach, weil es am Bett rumst. Mache Licht, sehe keine Osiris. Die Geräusche sind unter dem Bett.
Sie ist aus dem Bett gefallen und hat sich unter das Bett verlaufen, wo sie mit dem Kopf an den Lattenrost stösst. Mit einigen Turnübungen gelingt es mir, sie dort unbeschadet wieder hervorzuholen.
Ich stecke sie ins Bett, wir können weiterschlafen.
Weitere gravierende Verbesserungen (sehen, riechen, Koordination beim laufen)  sind trotz des Cortisons nicht erkennbar.
Wir wollen sie keinesfalls von der „Welt da draussen“ fernhalten, daher kommt sie weiterhin mind. 1 x täglich mit raus. Der Kopf geht dabei immer mal nach rechts oder links, die Nase zuckt. Offenbar nimmt sie gewisse Umwelteinflüsse hier draussen wahr. Auch bei Besuchen ist sie immer dabei. In fremder Umgebung reagiert sie noch immer unsicher, lässt sich aber von mir relativ leicht beruhigen.

Mai 2002
Die nächste grosse Bewährungsprobe für sie ist das Chi-Treffen Anfang Mai im Odenwald. Sie reagiert mit leichter Unsicherheit auf meine „Packaktion“. Wir reisen am Mittwoch an, treffen dort als erstes auf Dario, einen Chi-Rüden, am Abend kommen Vicki und Kimura an, die Osiris schon kennt. Keine massiven Probleme.
Beim ersten Abendessen im Restaurant ist kein Tisch mit einer Bank frei, so liegen die vier unter dem Tisch in ihren Taschen, während ich Osiris lieber im Bauchsack lasse.
Als das Essen serviert wird, kommt ihr Kopf hoch, sie schnappt nach rechts und links, dem Geruch nach, plötzlich verbeisst sie sich in meinen Unterarm, lässt aber los, als sie bemerkt, das ist nicht das Fleisch, das so lecker riecht. Schmerzhafte Angelegenheit !
Am Donnerstag haben wir einen passenden Tisch mit Bank, Finger und Arm von mir sind ausser Gefahr.
Am Wochenende – nun sind ca. 25 Leute und 50 Chis versammelt, bleibt sie bis auf Ausnahmen bei Spaziergängen im Bauchsack. Zum Abendessen – wir haben im Restaurant einen Saal gemietet, lege ich sie mit den anderen in einen grossen Kuschelkorb. Sie fühlt sich dort in Gegenwart der anderen wohl, es gibt keine Probleme mit ihr.
Hier beobachten wir erstmals ein ganz spezielles Verhalten des Rudels zu Osiris in fremder Umgebung. Es kommen natürlich auch andere Hunde an dem Kuschelkorb vorbei (insbesondere Rüden, die weitaus unternehmungslustiger als all die Madels sind. Unser vier nehmen zwar Kontakt auf, aber sobald sich ein Hund der im Korb liegenden Osiris nähert, bilden sie eine Phalanx und beschützen sie !
Ich bin einfach nur stolz auf unsere Bande, die dort den Namen“ Tortencrew“ erhält. Dieses Verhalten der vier gegenüber Osiris beobachte ich immer wieder, wenn wir unterwegs sind.
Osiris ist trotz ihrer Behinderung im Rudel integriert.
In uns festigt sich mehr und mehr der Eindruck, dass Osiris hauptsächlich in einer „eigenen Welt“ lebt, sie bekommt vieles nicht oder sehr spät mit, reagiert kaum auf ihren Namen, nimmt äussere Einflüsse erst sehr spät oder gar nicht wahr.
Allerdings macht sie keineswegs einen unglücklichen Eindruck, hat offensichtlich keine Schmerzen.
Sie kennt aber nun die Essenszeiten, reagiert auf diverse Geräusche aus der Küche, auch die abendliche Wurstration.
Ist sie im Rucksack verstaut, so meldet sie sich durch massives strampeln, wenn sie ihr Geschäft machen muss.
Da sie immer Probleme hat, den Teller richtig zu finden, sinne ich auf laufend auf Verbesserung. Findet sie ihr essen auf dem Teller nicht, wird sie nervös. Ist sie nervös, läuft sie rückwärts.
Das heisst für mich, sie oft am anderen Ende der Küche unter Stühlen oder gar der Heizung herauszuholen. Anfangs stelle ich ihr eine Tasche hinter den Po, was eine gewisse Erleichterung bringt.
Eines Tages die Erleuchtung:
Ich nehme einen dieser klappbaren Einkaufskörbe, unten kommt ein Fleckerteppich rein, darauf ein Handtuch. Dort stelle ich ihren Teller rein und sie kann nicht auskommen, sie schmeisst aber leider dauernd den Teller um, der auch für sie zu tief steht.
Die weitere Idee: Eine Plastikschüssel, gefüllt mit 3 grossen Kieselsteinen, darauf passend einen speziellen Hundeteller mit Vertiefung, der genau auf die Plastikschüssel passt.
Das funkt  Sie hat nun einen erhöhten Eßtisch im eigenen transportablen Eßzimmer.
Chunga (immer verfressen) und Kaya (neugierig) haben schnell raus, was Sache ist. Plötzlich stehen sie neben Osiris in ihrem Eßzimmer. Das Kommando „raus da“ mit einer entsprechenden Handbewegung koordiniert, und sie wissen nach 2 Tagen: verbotenes Terrain, solange Osiris da drin ist. Sobald sie aufgegessen hat und ich sie heraussetze, dürfen sie zum sauberputzen reinspringen.
Ganz besonders liebt sie die abendlichen Kuscheleinheiten auf der Couch, später im Bett. Sie sucht im Bett ganz gezielt die Nähe, will intensiv den Körperkontakt

Juni/Juli 2002
Da wir weiterhin keine gravierenden Verbesserungen in ihrem Verhalten erkenne, versuchen wir nach Rücksprache mit der TA, die Cortisongabe zu verringern. Sie wird jeden Tag nervöser, ist am 4. Tag verwirrt, so dass sie ab sofort wieder 1 mg, einige Tage später bis heute 1,25 mg Prednisolon erhält. Schlagartig geht es ihr wieder besser.
Sie wird also lebenslang ihre Cortisondosis benötigen.

    7.07.2002
    Osiris verbringt den nachmittag draussen im Körbchen, ich telefoniere gerade, als sie offensichtlich aus dem Korb klettern will, plötzlich fällt sie um, die Beine zappeln, sie hechelt, hat kurzfristig steife Beine.
    Obwohl Sonntag abend, erreichen wir sofort den TA, rasen dort hin.
    Die Diagnose lautet auf leichten Schlaganfall, sie bekommt Cortison gespritzt, für die nächsten Tage wird ihr ein leichtes pflanzliches Beruhigungsmittel (Relaxan) verordnet. Der TA meint, es kann gut mit den Wetterumschwüngen zusammenhängen, das Relaxan solle ich bei Bedarf eingeben.
    Ich beobachte sie nun noch genauer, habe Sorge vor einem weiteren Anfall.
    Es kristallisiert sich heraus, dass gewisse Koordinationen schlechter geworden sind, sie macht aber weiterhin täglich ihre Rundgänge in der Wohnung, liegt bei guten Wetter gerne draussen im Körbchen, geniesst die frische Luft, jeglichen Körperkontakt.
    Wir reden natürlich viel über sie und ihre Behinderung und sind uns einig:
    Sie hat als behinderter Hund ein Recht auf Leben, so lange es lebenswert ist.
    Wenn das nicht mehr gegeben ist, werden wir ihr
    ein letztes Mal unsere Liebe beweisen und sie gehen lassen.

August 2002
Wieder mal liegt eine Reise vor uns, da meine Eltern ihren 70. Geburtstag feiern. Vorher machen wir aber einen Abstecher nach Stadlohn, um endlich Daniela persönlich kennenzulernen. Auch im dortigen Rudel hat Osiris keine Probleme, sie sucht sich einen Platz im Garten, wird von Danielas Hunden begrüsst und dann in Ruhe gelassen.
Am nächsten Tag ab 11.00 Uhr steht die Geburtstagsfeier (ca. 50 Leute) an. Natürlich kommen alle Hunde mit. Als es nach und nach voll wird, alle laut reden, wird Osiris nervös und zappelig. Ich gehe mit ihr nach draussen, wo sie sich beruhigt. Wieder in dem Raum (es hallt dort ein wenig) ist sie nach 2  Min. kaum mehr zu bändigen, wird immer hektischer, hechelt, strampelt nur noch. Ich sehe ein: es geht nicht mit ihr, sie verkraftet diesen Trubel, die lauten Stimmen und die Musik nicht und bringe sie in die Wohnung meiner Eltern. Da sie übernervös reagiert, gebe ich ihr eine Dosis des pflanzlichen Beruhigungsmittels, das uns der TA gegeben hat und nach ca. 15 Minuten schläft sie im Körbchen ein.
Gegen 17.00 Uhr verlassen wir die Feier um nach Osiris zu schauen. Sie schläft noch tief und fest. Ich will mich umziehen, da kommen meine Eltern mit all den Blumen, Geschenken usw.
Oskar hilft, all das hochzutragen. Ich stehe gerade in Slip und Hemd da, als Osiris wach wird.
Da Oskar gerade hochkommt, bitte ich ihn, Osiris nach unten zu tragen, sie wird pieseln müssen.
Kaum ist Osiris in seinem Arm, er öffnet die Wohnungstür, dreht er wieder um... zu spät, sein T-Shirt hat die volle Ladung abbekommen.
Am nächsten Morgen geht die Reise weiter nach Neuental bei Kassel, wo wir am Sonntag an einem Chi-Treffen von Chihuahua-in-Not teilnehmen wollen.
Am Abend lege ich sie in unserem Zimmer ins Körbchen, da das Bett eine sehr breite Besucherritze hat, ich habe Sorge, sie könnte sich dort wehtun. Das Körbchen steht an Oskar Seite. Ich bin kaum eingeschlafen, als ich durch Geräusche wach werde und Licht mache.
Osiris ist um das ganze Bett gewandert, steht am Kopfteil meiner Seite und begehrt Einlaß ins Bett.
(Es mag der eine oder andere nun grinsen, aber mittlerweile kann ich ihre minimalen Wünsche/Äusserungen sehr gut deuten.) Ich hebe sie rein, wo sie schnell an meinem Bauch einschläft.
Diesmal ist der Teilnehmerkreis sehr gross, Osiris aufgrund der aufregenden letzten Tage sehr nervös. Monika leiht mir freundlicherweise eine Hundebox, die wir in einer ruhigen Gartenecke aufstellen. Darin schläft sie bis zum späten Nachmittag. Dann ist es ruhiger und sie wandert ein wenig im Garten, legt sich dann ruhig in ihre Schlaftasche.

28.08.2002
Dana, Chunga und Arabella sind läufig, bringen nachts öfter das Bett zum wackeln mit ihrem intensiven Weibersex. Ich werde nachts gegen 1.00 durch Geräusche – starkes hecheln – wach. Ich will die läufigen Weibsen zur Ruhe bringen, stelle aber fest, die schlafen alle friedlich, das hecheln kommt vom Fußende.
Osiris ist aus dem Bett (freiwillig oder nicht?), liegt am Fußende auf der Seite und hechelt wie irre, bekommt kaum Luft.
Ich nehme sie auf den Arm, rede beruhigend mit ihr. Ich ziehe eine 20 ml Spritze mit lauwarmen Wasser auf, das ich ihr ganz langsam einflösse. Nach ca. 15 Min. ist sie ganz ruhig, total erschöpft, schläft sofort in meinem Arm ein.
Am nächsten Morgen stelle ich fest, sie hat mal wieder ins Bett gepieselt, d. h. Matratzenüberzug/Oberbett usw. waschen. Sie will nicht frühstücken, ich mache mir Sorgen.
Am Abend will sie auch nicht essen, ich versuche es gegen 22.00 Uhr nochmals und endlich:
Grosser Appetit, die Schüssel wird leergegessen. Mir fällt ein Stein vom Herzen

September 2002
Am 03.09
. hat sie in der Nacht einen erneuten Anfall, der Körper zuckt, sie wirkt angestrengt, hechelt. Ich halte sie ganz feste im Arm, sie beruhigt sich, schläft ein. Am 10.09. wieder ein leichter Anfall unkontrollierter Zuckungen, der ca. 10 Min. anhält, die Wanderungen durch die Wohnung werden weniger, sie schläft sehr viel und fest.

17.09.2002, 6.30 Uhr
Osiris hat einen starken Anfall, der ganze Körper zuckt, sie lässt sich nicht beruhigen. Sie bekommt sofort Relaxan (ein Beruhigungsmittel) aber diesmal wirkt es nicht.
Gegen 09.00 Uhr erreiche ich unsere TA, wir können sofort kommen. Ihr Herz ist schwach und rast, sie bekommt 0,3 ml Valium gespritzt. Sie wird nach ca. 5 Min. ruhiger, die Zuckungen hören auf. Die Ärztin ist sehr besorgt,  gibt uns für Notfälle noch eine Spritze mit Valium mit. Daheim schläft sie nicht, sitzt nur da, die Augen wirken verschleiert. Nach ca. ½ Stunde gibt sie Zeichen, dass sie Hunger hat und futtert eine grosse Portion. Gegen 13.00 Uhr schläft sie ein, ich wecke sie gegen 21.00 Uhr, damit sie noch etwas essen und pieseln kann.
Gegen 23.30 Uhr im Bett bekommt sie wieder – glücklicherweise nur minimale – Zuckungen.
Ich halte sie die ganze Nacht im Arm, wo sie sich wohlfühlt. Ich habe kein gutes Gefühl, mein inneres sagt mir, ich muß Abschied nehmen.

18.09.2002
Am anderen morgen um 06.45 ist sie nervös, unruhig, plötzlich beginnen wieder die Zuckungen, werden plötzlich heftiger. Ihr Blick ist eher stumpf, teilnahmslos. Die Zuckungen werden heftiger, wir spritzen ihr sofort 0,3 ml Valium, es wirkt nach 30 Minuten noch nicht.
Oskar und ich haben oft darüber geredet und sind uns einig, ein stummer Blick zwischen uns reicht. Wir lieben Osiris zu sehr, leiden darf sie nicht.
Ich rufe um 07.45 die TA an, berichte alles und bitte sie, uns zu Hause zu besuchen.
Wir spritzen Osiris nochmals 0,2 ml Valium, sie wird endlich ruhiger, liegt abwechselnd in Oskars bzw. meinen Armen.
Um 09.00 kommt die TA, untersucht Osiris nochmals. Auch sie sieht keine Hoffnung.
Oskar nimmt sie liebevoll in den Arm, verabschiedet sich und legt sie mit den Worten „bei dir ist sie immer ruhiger“ in meinen Arm.
Um 09.15 bekommt Osiris eine starke Narkosedosis gespritzt, während sie in meinem Arm liegt. Sie liegt ganz friedlich, beisst mich beim Einstich noch einmal in den Arm.
Um 09.20 kein Herzschlag mehr,
Sie ist in Frieden auf der anderen Seite des Regenbogens angekommen.
Sie war eine Bereicherung unseres Lebens, wir haben mit und von ihr viel gelernt.
Unser Versprechen haben wir gehalten.

Osiris,
- die sanfte Schönheit -
hatte nur eine zu kurze Zeit....
Vom Rudel wurd´ sie unterdrückt, zog sich immer mehr zurück
Einmal durfte sie Mutter sein, drei Mädchen gebar sie, - süss und klein
Lebten leider nur wenige Tage, - Osiris zeigte keinerlei Klage
Sie saß nur da, ihr Blick war leer,  - Welpen gab es nun nicht mehr
Nur noch glücklich sollte sie sein, drum zog sie bei Eva und Oskar ein
Statt nur Glück und Zufriedenheit, kam -unheilbar- ein schweres Leid
Eva & Oskar gaben nicht auf, taten alles für sie, nahmen alles in Kauf
Sie liebten diesen bezaubernden Hund, auf dem Weg bis zur letzten Stund´
Als ihr Leiden wurde zur Qual, - durft´ sie geh´n zum Regenbogen-Tal
Alles wurde für sie gegeben, innige Liebe für ihr kurzes Leben
Auch der letzte Liebesbeweis, der Schwerste von allen, wie jeder weiß
Diese Liebe wird bleiben in Ewigkeit
und die Erinnerung an die gemeinsame Zeit

Osiris gewidmet von Monika